Kalirevier:
Infektwelle grassiert früher und heftiger

Gesundheit

Ein Artikel von Redaktion (pm)

Kratzen im Hals, schniefende Nase: in der kühlen Jahreszeit haben Atemwegserkrankungen Hochkonjunktur. Diesen Herbst drohen Erkältungswelle und Grippesaison besondere Wucht zu entwickeln und auf geschwächte Abwehrkräfte zu stoßen. „Corona hat dieses Infektionsrisiko in der vergangenen Saison überschattet. Unser Immunsystem ist da kaum mit Erregern in Kontakt gekommen und aktuell nur schwach gewappnet“, sagt Allgemeinmedizinerin Dr. Melanie Volkmer von der Krankenkasse KNAPPSCHAFT.

Kinder, die nach langer Pause wieder Kita und Schule besuchen, zeigen diesmal früher und vielfach Erkältungssymptome. Ernsthafte Erkrankungen unter junge Menschen bei einfachen Atemwegsinfekten sind - ähnlich wie bei Corona – selten. Alleine das Respiratorische Synzytial (RS)-Virus kann für Kleinkinder gefährlich werden. Sorgen bereitet der Gesundheitsexpertin die Gefahr von schweren Verläufen bei vorerkrankten und immungeschwächten Menschen. Um diese vor den Influenza-Viren zu schützen, empfiehlt die KNAPPSCHAFT Risikogruppen, Schwangeren,

Älteren ab 60 Jahren sowie Menschen mit vielen sozialen Kontakten im Berufsleben deshalb grundsätzlich eine Grippeschutzimpfung.

Wenn der Impfstoff auch keinen vollständigen Schutz gegen jährlich wechselnde Virusvarianten garantiere, verhindere er zumeist schwerere Krankheitsverläufe. Dr. Melanie Volkmer: „Auch wer gegen Corona geimpft ist, sollte den Grippeschutz nicht
vernachlässigen. 95 Prozent der Erkrankten sind in der Regel nicht geimpft.“ Tatsächlich scheint die Impfbereitschaft in dieser Saison deutlich höher als sonst, beobachtet die KNAPPSCHAFT. Termine sollten mit Hausärztinnen und Hausärzte bis Mitte Dezember vereinbart werden, bevor die Grippewelle erfahrungsgemäß ihren Höhepunkt entwickelt. „Seine volle Wirksamkeit entfaltet der Impfstoff nach etwa zwei Wochen für circa ein halbes Jahr“, berichtet Medizinerin Volkmer.

Worauf zu achten ist?

Corona, Grippe oder "nur" eine Erkältung? Viele Symptome sind ähnlich. Die Covid- 19-typische Störung des Geruchs- und Geschmacksinns ist bei der Delta-Variante nicht mehr so ausgeprägt. Gefährlich sind bereits die Aerosole. Das Grippe-Virus wird durch Tröpfcheninfektion in Form von Anhusten oder Anniesen übertragen. Auslöser für die Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, ist ein geschwächtes Abwehrsystem, berichtet Medizinerin Volkmer. „Die Grippe setzt plötzlich mit starken Beschwerden, Schmerzen, Entkräftung, Schüttelforst, Appetitlosigkeit und hohem Fieber ein. Bei Erkältung verschlechtert sich der Gesundheitszustand langsam. Symptome sind Frösteln, Niesen, Husten oder auch leichtes Fieber.

Der Rat, „Geh‘ nicht mit nassen Haaren raus. Du erkältest dich sonst“, sei ein Mythos. Kälte könne die Abwehrkräfte schwächen und die Erkältung begünstigen. Nasse Haare oder kalte Füße seien aber kein Erkältungs-Auslöser. Ein grippaler Infekt daure in der Regel eine Woche und lasse sich nicht verkürzen. Natürliche Hausmittel und Schonung reichen zumeist aus, die Erkältung zu überstehen. „Nur dann, wenn bakterielle Infektionen wie zum Beispiel eine Nasennebenhöhlenentzündung oder Bronchitis hinzukommen, kann auch der Einsatz von Antibiotika sinnvoll sein“, betont Medizinerin Volkmer.

5 Tipps der KNAPPSCHAFT gegen eine Erkältung

1. Hygiene: Regelmäßiges, längeres Händewaschen mit Seife schützt vor den Erregern, die sich durch Kontakte mit Menschen oder zum Beispiel auf Griffen verbreiten. Augen reiben oder Mund abwischen sind dann potenzielle Ansteckungsfaktoren.

2. Bewegung und Frischluft: In warmen Räumen trocknen Schleimhäute schneller aus und werden empfindlicher. Dagegen hilft lüften. Sport an der frischen Luft stärkt das Immunsystem – allerdings nur, solange eine Erkältung nicht schon ausgebrochen ist.

3. Saunagänge und Wechselduschen: Eine Gewöhnung an den schnellen Wechsel von Wärme und Kälte stärkt die Abwehrkräfte. Aber Vorsicht, wenn die Erkältung bereits eingesetzt hat. Dann belasten und schwächen Sauna und kaltes Abduschen das Herz-Kreislauf-System.

4. Entspannung und ausreichender Schlaf: Stress wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. Positiv wirken Entspannungsübungen oder warme Bäder, zum Beispiel mit ätherischen Ölen. Wer weniger als sieben Stunden schläft, hat ein dreimal höheres Risiko, sich zu erkälten.

5. Gesunde Ernährung und Hausmittel: Vitaminreiches Obst und Gemüse wirken vorbeugend. Beim Anflug einer Erkältung sind heiße Suppen oder Brühe hilfreich. Wichtig: ausreichend Wasser oder Kräutertee trinken. Salbeitee und heiße Zitrone lindern Halsschmerzen, Lakritzpastillen wirken entzündungshemmend und schleimlösend. Bei Schnupfen sind Kamillendampfbäder empfehlenswert.