Nach mehr als einem Jahr schwächen sich die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft in Waldhessen ab. In Hersfeld-Rotenburg liegt die Arbeitslosigkeit aktuell mit 2.432 um knapp zwölf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Zugleich nimmt die Frühjahrsbelebung weiter Fahrt auf. Im Vergleich zum April wurden 63 arbeitslose Personen weniger registriert. Die Arbeitslosenquote sank auf 3,8 Prozent (Vormonat: 3,9 Prozent; Vorjahr: 4,3 Prozent) und liegt damit weit unter dem Hessendurchschnitt, der 5,3 Prozent beträgt.
„Von der positiven Entwicklung gegenüber dem Vorjahr haben erfreulicherweise nahezu alle Personengruppen profitiert,“ erklärt Waldemar Dombrowski, Leiter der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, und führt insbesondere jüngere Arbeitslose unter 25 Jahren an, deren Zahl binnen Jahresfrist um ein Viertel auf 245 abnahm. Am geringsten war der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei der Personengruppe der älteren Arbeitslosen. Zum Ende des Monats waren 844 erwerbslose Personen 50 Jahre oder älter. Das waren 4,4 Prozent weniger als im Mai des Vorjahres.
Mit Sorge betrachtet die Arbeitsagentur die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Das Risiko langzeitarbeitslos zu werden ist durch die Pandemie deutlich angestiegen (dies ist ein bundesweiter Trend). Im Mai waren 37,7 Prozent aller Arbeitslosen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, nämlich 918 Menschen, länger als ein Jahr arbeitslos. Vor einem Jahr hatte der Anteil nur 27,4 Prozent betragen. Für diese Frauen und Männer, die oftmals keinen formalen Berufsabschluss vorweisen können, gibt es die Herausforderung, ihnen möglichst zeitnah Perspektiven zu eröffnen. Waldemar Dombrowski setzt auf die weitere Erholung des Arbeitsmarktes im Zuge der Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung. Daneben gilt es die erfolgreiche Kooperation mit den Netzwerkpartnern, insbesondere mit dem Kreisjobcenter, zu intensivieren.
Abgesehen von der Thematik der Langzeitarbeitslosigkeit wirkt sich die verbesserte Konjunktursituation auch auf den Bereich der Grundsicherung aus. So ging Zahl der beim Kreisjobcenter registrierten Arbeitslosen um 7,6 Prozent auf 1.414 zurück. Bei der Arbeitsagentur sind 1.018 arbeitslose Personen registriert und somit 17,2 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Für eine weitere Stabilisierung der Wirtschaftslage spricht die Dynamik auf dem nord-osthessischen Arbeitsmarkt. So sind erheblich weniger Menschen aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos geworden als im Jahr zuvor (-41,7 Prozent). Zugleich fanden im vergangenen Monat 170 Menschen den Weg in eine Erwerbstätigkeit – 21,4 Prozent mehr als im Vorjahr. „Das stimmt uns – bei allen Restrisiken – durchaus optimistisch“, kommentiert Agenturchef Dombrowski die positive Entwicklung.
Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in Bad Hersfeld konnte im Mai 276 Stellen akquirieren. Das waren 34 mehr als im Vorjahresmonat. Derzeit liegen der Arbeitsagentur insgesamt 1.165 Stellen in der Region zur Besetzung vor.
Kurzarbeit
Die Arbeitsagentur hat im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Mai acht Anzeigen von Betrieben auf Kurzarbeit registriert. Seit Mitte März vergangenen Jahres haben insgesamt 1.597 Betriebe für 17.412 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Da die konkrete Beantragung und Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes nachträglich erfolgt, können erst mit einigen Monaten Verzögerung Aussagen zur tatsächlichen Inanspruchnahme der Kurzarbeit getroffen werden. Demnach haben im November vergangenen Jahres 2.437 Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezogen. Das waren 4,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. „Damit erfüllt die Kurzarbeit ihre Funktion als Beschäftigungssicherungsinstrument in schwerer Krise“, stellt Waldemar Dombrowski fest. Für den Dezember weisen erste Hochrechnungen auf einen Anstieg hin.